Norddeutsche Schifffahrt und Häfen auf dem Weg zur Klimaneutralität

Das DLR-Institut für Maritime Energiesysteme erforscht und entwickelt innovative Lösungen zur Defossilisierung, Emissionsminderung und zum verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien in der Schifffahrt. Anhand von digitalen Zwillingen werden schon heute klimaneutrale Konzepte für Schiffe aller Größen entworfen.

Die internationale Schifffahrt soll 2050 klimaneutral sein. Es mangelt der maritimen Branche jedoch an verfügbaren Kraftstoffalternativen. Welche Möglichkeiten, Ansätze und politischen Initiativen zur Umstellung existieren, stellten sich norddeutsche Akteure am 14.3. in Norderstedt vor.

  • Die maritime Branche steht in großer Abhängigkeit zu fossilen Kraftstoffen.
  • Es existiert ein breites Spektrum von Umstellungsmöglichkeiten, verfügbar ist jedoch keine dieser Alternativen.
  • Grüner Wasserstoff und dessen Derivate spielen eine Schlüsselrolle bei der Umstellung.

Norderstedt, 14. März 2024. Zum Tag der maritimen Wasserstoffanwendungen kamen zahlreiche Wasserstoff-Akteur*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik in Norderstedt zusammen. Sie diskutierten und informierten über aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze zur Dekarbonisierung der maritimen Wirtschaft.

Nach dem Weltklimarat ist das Transportwesen für ca. 14 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Obwohl etwa 90 Prozent der weltweiten Fracht von Schiffen transportiert wird, sind nur ca. 3 Prozent der Gesamtemissionen auf die Schifffahrt zurückzuführen. Die Schifffahrt ist somit schon heute eine der effizientesten Transportmöglichkeiten.

Klimafreundlich sind die meisten Schiffe jedoch nicht. Die Umstellung des maritimen Transportsektors gestaltet sich besonders schwer, weil die maritime Branche sehr abhängig von herkömmlichen fossilen Kraftstoffen ist. Es mangelt an klimaneutralen Alternativen. Die Weltschifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen (IMO) hat sich dennoch das Ziel gesetzt die Schifffahrt bis 2050 oder möglichst kurz danach klimaneutral zu machen und ab 2027 neue Standards für klimaneutrale Treibstoffe zu setzen.

Grüner Wasserstoff könnte die Lösung werden. Schleswig-Holstein und Hamburg sind geprägt durch den Handel und Transport per Schiff. Daher haben die norddeutschen Akteure bereits damit begonnen eigeninitiativ vorauszudenken und Lösungsansätze für den Einsatz von Wasserstoff oder Wasserstoffderivaten wie z.B. Methanol oder Ammoniak zu liefern. Die Umstellung der maritimen Wirtschaft hin zur Klimaneutralität ist jedoch kein Selbstläufer; es braucht einen starken politischen Willen, zielgerichtete intensive Forschung und eine große Bereitschaft in der Wirtschaft, um den Transformationsprozess voranzubringen.

 

DLR-Institutsdirektor Prof. Sören Ehlers:

“Grüner Wasserstoff und seine Derivate Ammoniak und Methanol sind essentiell für die emissionsarme und emissionsfreie Schifffahrt der Zukunft. Dazu gehören neben Neubaulösungen vor allem Retrofit-Lösungen, um die Energieeffizienz der fahrenden Flotte kontinuierlich zu steigern. Ohne eine kontinuierliche und enge Abstimmung zwischen den Akteuren wird dies nicht gelingen, da Tankstellen für die neuen Kraftstoffe zur Versorgung der Schiffe vorhanden sein müssen und klare Rahmenbedingungen notwendig sind, um Projekte attraktiv und umsetzbar zu machen.”

 

Bildnachweis Titelbild: © DLR

PDF | 22 MB